"Das ganze Land nimmt Anteil"

Trauer und Fassungslosigkeit: Hunderte Menschen besuchen Gottesdienst

Besucher stehen beim ökumenischen Gottesdienst an der Kirche St. Marien und dem Rathaus von Volkmarsen.
Fotos: picture alliance/Swen Pförtner/dpa

26.02.2020 / VOLKMARSEN - Auch am Dienstag war die Trauer und Fassungslosigkeit über die grausame Tat eines 29-Jährigen in Volkmarsen deutlich spürbar: Am frühen Abend versammelten sich hunderte Menschen zu einer ökumenischen Messe in der St. Marienkirche.



Ihre Erschütterung über die Autoattacke auf die Menschen beim Rosenmontagsumzug haben auch die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Beate Hofmann, und der Fuldaer katholische Bischof, Dr. Michael Gerber, zum Ausdruck gebracht.

Hofmann: Gott hört unsere Klage, Gott sieht unseren Schmerz

Hofmann beschrieb den Augenblick der Tat als „Moment, der das Leben in Volkmarsen radikal verändert“ habe. Unausweichlich stellten sich viele Menschen die Frage nach dem „Warum?“. Doch darauf könne es hier noch keine Antwort geben. Aber man könne jetzt, so die Bischöfin, Gott seine Gedanken und Gefühle, sein Unverständnis und seinen Schmerz hin-halten. Der Bericht aus dem Matthäusevangelium von den Frauen, die Jesus ans Kreuz begleiten, gebe ein gutes Beispiel für das, was heute getan werden könne: „Wir können zusammenbleiben, wir können gemeinsam klagen und trauern. Wir können uns von dem erzählen, was wir gehört und gesehen haben, unseren Gefühlen, unseren Ängsten, unserem Entsetzen, auch unserem Zorn Ausdruck geben, und wir können auch schweigen, wenn die Worte ausbleiben und die Tränen versiegen.“ Die Bischöfin zeigte sich davon überzeugt: „Gott ist bei uns in diesen dunklen Momenten und geht mit durch diesen Schmerz. Darauf können wir uns verlassen. Gott hört unsere Klage, Gott sieht unseren Schmerz und Gott stellt uns Menschen an die Seite, die jetzt da sind, begleiten, zuhören, aushalten.“

Gerber: Die Betroffenen und unser Land brauchen Solidarität und Zusammenhalt

Der katholische Oberhirte des Bistums Fulda rief die Menschen dazu auf, zusammenzuhalten, einander zuzuhören und Trauer und Schmerz miteinander auszuhalten. „Lassen Sie sich nicht von Hass und Zorn verleiten zu weiterer Gewalt. Der Mensch, der hier Gewalt gesät hat, wird vor Gericht gestellt.“ Er werde sich verantworten müssen, vor Gott und vor den Menschen, er, nicht seine Familie, nicht seine Freunde. Der Mann habe hier eine Gewalttat begangen, die man nicht verstehen könne. „Wir spüren den Schmerz an Leib und Seele und haben die Ahnung, dass so manche Narbe zurückbleibt.“ Die entscheidende Erfahrung aus der Zeit Jesu vor und nach Ostern sei es, dass das Leid und der Schmerz zusammenführen und eine bleibende Verbundenheit und Solidarität entstehen. Diesen Impuls müsse man mit in die beginnende Fasten- und Passionszeit nehmen. „Diese Solidarität brauchen die unmittelbar Betroffenen, und diese Solidarität braucht unsere Gesellschaft und unser Land.“ Es gelte, den Blick auf die unverlierbare Würde eines jeden Menschen zu richten.

Auch Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) war Gast des Gottesdienstes. Dem Hessischen Rundfunk sagte er: "Ich glaube, es ist notwendig, dass die Menschen hier in Volkmarsen, inbesondere die Verletzten und Angehörigen, sehen, dass sie nicht alleine sind mit dem Schock, der Ungewissheit und auch der Unfassbarkeit, was da gestern passiert ist", Er sei hier, um zu zeigen, dass das ganze Land Anteil nähme. (pm/mr) +++

Besucher des ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Marien zünden Kerzen an.

Volker Bouffier (CDU), Ministerpräsident von Hessen, gibt vor dem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Marien ein Pressestatement.

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