Kommentar von Kevin Kunze
Quo vadis Niederaulaer Gemeindepolitik?
Archivbild O|N
12.12.2019 / NIEDERAULA -
Was hat das noch mit konstruktiver Kommunalpolitik zu tun? Am Donnerstagabend verkam die Gemeindevertretersitzung in der Marktgemeinde Niederaula zu einer Farce. Zum einen wurden die guten und notwendigen Investitionen, wie eine Planung eines Kunstrasenplatzes, von der Mehrheit der Vertreter abgelehnt. Zum anderen zeigte sich gerade die Listenverbindung aus CDU, BLN und der Grünen wenig einsichtig, durch ihren Änderungsantrag wird ein geplanter Kindergartenneubau wohl erst im Jahr 2022 starten.
Einzigartig ist zudem, dass die Straßenbeiträge in der Marktgemeinde zurückgezahlt werden sollen. Damit würde der Gemeinde eine Schlüsselrolle in ganz Hessen zukommen. Allerdings ist die rechtliche Lage dort noch nicht endgültig geklärt, da es von der Hessischen Landesregierung keinerlei Regelung zur Rückzahlung von Straßenbeiträgen gibt. Die Rückzahlung des eingenommenen Geldes soll laut der Listenverbindung den "Bürgern etwas zurückgeben". Inwieweit die Rückzahlung rechtens ist, muss sich in den nächsten Wochen zeigen.
Warum investiert man das eingenommene Geld nicht für die Dorfgemeinschaft. Der Bau eines Kunstrasenplatzes würde dort optimal hineinpassen. Der JFV Aulatal hat beim Gemeindevorstand ordnungsgemäß den Bau schon im Februar dieses Jahres beantragt. Um sich von einem Fachplaner die genauen Kosten berechnen zu lassen, veranschlagte der Bürgermeister 50.000 Euro in seinem Haushaltsentwurf. Für die Planung eines solchen Projektes sicherlich ein wenig zu viel Geld, ein Antrag der SPD-Fraktion, die Kosten auf 20.000 Euro zu senken, wurde allerdings ebenfalls abgelehnt.
Doch nicht nur die 14 Juniorenmannschaften des Jugendfördervereins würden vom Bau eines Kunstrasens profitieren. Die angrenzende Gesamtschule mit ihren knapp 700 Schülern hätte ebenfalls einen nahen Sportplatzes zur Verfügung. Zudem würde das Projekt vom Landkreis und vom Land Hessen gefördert werden. Damit bliebe die Gemeinde nicht alleine auf den Kosten sitzen. Auch die Aussage, man wisse nicht, ob ein Kunstrasenplatz das Verletzungsrisiko steigern würde, ist aus der Luft gegriffen. Natürlich passieren auch schwerwiegende Verletzungen auf einem künstlichen Rasen. Dennoch, im Vergleich zu einem herkömmlichen Rasenplatz ist das Risiko, sich zu verletzen, ähnlich hoch. Zudem hätte ein Kunstrasenplatz den Vorteil, dass er nicht bewässert werden müsste.
Kann es denn sein, dass zugesagte Fördergelder damit wegfallen, nur um den Bürgermeister politisch im Regen stehenzulassen? Man muss nicht immer dem politischen Kurs eines Bürgermeisters folgen, aber offensichtliche Fehler zu billigen, befinde ich für den völlig falschen Weg. Am 13. September wird ein neues Gemeindeoberhaupt gewählt, es bleibt zu hoffen, dass bis dahin die sachorientierte Politik der Marktgemeinde im Vordergrund steht und keinerlei Einzelinteressen. (Kevin Kunze) +++
Foto: Jonas Wenzel (YOWE)