"Biointensiver Anbau"

Paprika, Brokkoli, oder Chili: Linus Keutzer und der etwas andere Gemüsegarten

Eine fast 3.000 Quadratmeter große Fläche nennt Linus Keutzer sein Eigen - gefüllt mit Brokkoli, Salaten, Paprika oder Chilli.
Fotos: Niklas Brumund

21.11.2019 / LAUTERBACH - Ja, wir müssen zugeben: Wer denkt bei diesen frostigen Temperaturen gepaart mit Regen und Nebel schon an Gartenarbeit? Linus Keutzer aus Lauterbach-Frischborn ist wohl einer der Wenigsten. In diesem Jahr hat er angefangen, sich auf dem Gebiet Gemüsegärten weiterzubilden. Eine fast 3.000 Quadratmeter große Fläche nennt nun er sein eigen - gefüllt mit Brokkoli, Salaten, Paprika oder Chili.


2019 war ein Jahr der Veränderungen für Linus Keutzer. Wegen seiner kleinen Tochter wollte er in seinem Job als Altenpfleger ein wenig kürzertreten und Stunden reduzieren. Diese Zeit nutze er unter anderem auch, um sich über Gemüsegärten schlau zu machen. "Ich hatte keine Lust mehr, Gemüse zu kaufen, was durch das ganze Land oder den halben Planeten transportiert wird", erzählt er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Doch was war die Alternative? Auch auf Wochenmärkten in der Umgebung stellte er fest, dass viele Verkäufer ihre Ware auch nur beispielsweise von Großmärkten aus Frankfurt beziehen. "Das war enttäuschend." Deshalb folgte er einem Trend aus Amerika, dem "biointensiven Anbau".



Im Frühjahr fing er an, selbst Gemüse in seinem Garten anzubauen. Dabei arbeitet er ausschließlich von Hand und ohne teure Maschinen, die fossile Brennstoffe oder Strom benötigen. Schnell war die Nachfrage im Dorf und der Umgebung groß. Linus versorgte in diesem Jahr bis zu 40 Haushalte wöchentlich mit frischem Obst und Gemüse - frisch vom Feld, ohne lange Transportwege, Kühlung, Lagerung oder Verpackung. "Das habe ich jeden Freitag selbst ausgeliefert", blickt er zurück. Der Hobbygärtner weiß, dass das sein 3.000 Quadratmeter-Garten keine Revolution ist. "Aber ich bin mir sicher: Viele kleine Gemüsebauern können das System verändern." Auch deshalb gibt Linus sein Wissen über seinen Podcast, seinem Blog oder über die sozialen Netzwerke weiter. "Ich möchte zu Veränderungen anregen, statt sich immer nur aufzuregen - also beweisen, dass es möglich ist."



Im Januar bringt der Frischborner sein erstes Buch auf den Markt. Auch damit möchte er anderen Menschen helfen, ähnliche Projekte aufzubauen - "mit einem Gartenplaner und vielen spannenden Gastbeiträgen bekannter Garten-Youtuber und anderer Gärtner." Nicht nur deswegen blickt der Familienvater positiv in Richtung neues Jahr. Denn dann möchte er die Planungen für seinen Garten intensivieren, sodass er 2020 acht Monate lang sein Gemüse an den Endverbraucher anbieten kann. "In diesem Jahr ging alles so schnell, so etwas braucht viel Vorbereitungszeit." Und diese möchte er sich im nächsten Jahr nehmen. Schon in einem Monat fangen die genauen Planungen für den Beginn der Ernte im nächsten Frühjahr an. Bis dahin gibt es bei Familie Keutzer aber noch frische und leckere Gemüsesorten aus dem heimischen Garten, die sich auch bei diesen Temperaturen noch wacker schlagen: Brokkoli, Salate oder Karotten. (Luisa Diegel)

Mehr zum Thema findet ihr unter: https://www.startnext.com/gemuese +++

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