Es referierte Autorin Heike Frank

Dekanats-Frauenfrühstück: Thema Selbstsorge und Selbstwertgefühl

Ein großes Publikum freute sich über den Vortrag von Heike Frank.
Fotos: Traudi Schlitt

18.11.2019 / LAUTERBACH - Ein Thema, das es wert ist, darüber zu sprechen“, kündigte Pfarrerin Sylvia Puchert am Samstagmorgen im Posthotel Johannesberg an. Sie begleitet federführend die Frauenarbeit im Evangelischen Dekanat Vogelsberg und freute sich sehr, dass innerhalb kürzester Zeit hundert Frauen aus Lauterbach und dem ganzen Dekanatsgebiet ihrer Einladung zu einem thematischen Frauenfrühstück gefolgt waren. „Weißt du, wie wertvoll du bist?“ Mit dieser Frage hatte Puchert offenbar einen Nerv getroffen - gemeinsam mit der Autorin und Gestalttherapeutin Heike Frank ging sie ihr nach. Frank hat dem Thema Selbstfürsorge und Selbstwertschätzung ein ganzes Buch gewidmet, in dem sie viele Erfahrungen aus ihrer Praxis hat einfließen lassen und in dem es ihr auch gelingt, die Lesenden mitzunehmen, zum Nachdenken anzuregen und auch ins Tun zu bringen. Genau darum ging es auch an diesem Morgen.



Dr. Dorette Seibert, Dekanin des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, betonte, dass es wichtig sei, dass Frauen sich ihres Wertes besinnen, der bereits in der Bibel niedergeschrieben sei; Präses Sylvia Bräuning dankte den anwesenden Frauen für ihr tägliches wertvolles Tun. Nach einem schönen Frühstück gestärkt am Leib, stellte sich den Frauen die Frage: Was braucht Ihr Herz? Was braucht Ihre Seele? Gerade Frauenleben seien voll von zahllosen Ansprüchen und Aufgaben, skizzierte Heike Frank in ihrem Vortrag: Familie, Arbeit, Umfeld – sie alle wollten etwas von den Frauen, die selbst häufig den Anspruch hätten, allen gerecht zu werden und das auch noch perfekt. Den Frauen im Saal – jüngeren wie älteren, Berufstätigen oder Hausfrauen – mochte dies bekannt vorkommen, ebenso wie die Tatsache, nach sich selbst kaum zu fragen.

Steht es mir eigentlich zu, nach meinem Wert zu fragen? Ist das nicht egoistisch? Muss ich dazu nicht auch etwas leisten? Für viele Frauen sei es ungewohnt, mit ihrem eigenen Wert konfrontiert zu werden, es sei ihnen sogar unangenehm, so eine Erfahrung aus Franks Praxis, und dennoch: „Menschen wollen gesehen werden, geachtet werden.“ Schon in der Bibel heiße es „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, führte die Autorin aus, dies bedeute aber auch, dass man sich selbst lieben solle. „Die Selbstlosigkeit tragen wir Frauen aus tausend Jahren Frauenleben mit uns herum“, stellte Heike Frank heraus und erklärte damit auch, warum Aussagen wie „Sei hilfsbereit“ und „Nimm dich nicht so wichtig“ besonders bei Frauen auf fruchtbaren Boden fallen. Dabei sei Selbstwertgefühl wichtig. Zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen einen Zugang zu finden, habe nichts mit Egoismus zu tun.

Viele Menschen verschöben die Erfüllung eigener Wünsche auf die Zukunft, skizzierte die Therapeutin ein weiteres Phänomen. Doch was, wenn man den Zeitpunkt nicht erlebt oder wenn das Ereignis, das es angeblich bräuchte, nicht eintritt? Heike Frank fragte die Frauen im Publikum, was ihre Leidenschaft sei, fragte nach Gelegenheiten, an denen sie Zeit und Ort vergessen und ganz bei sich sind. Für einige von ihnen waren das sicher neue Gedanken, ebenso wie die Aufforderung, das ernst zu nehmen, was ihnen wichtig ist. Es nicht zu verschieben, sondern dankbar für die Gegenwart zu sein, sich der Endlichkeit bewusst werden. Um Resilienz zu entwickeln, also die Fähigkeit auch schwierige Situationen gut zu überstehen, müsse man wissen, was einen ausmacht, man müsse sich selbst ernstnehmen – eine Aufforderung, die unweigerlich zur nächsten Frage führte: „Wie gut können Sie ‚Nein‘ sagen?“ Ein Thema, das viele Frauen umtreibt: Helfen wollen, Harmonie bewahren, zugewandt sein – da sagt man häufig ja, wo man tief in sich spürt, dass ein Nein besser täte. „Man ist auch liebenswert, wenn man nicht alles macht, wenn man nein sagt und sich abgrenzt“, so Franks Appell an die Frauen. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass innere Zerrissenheit sich Bahn bricht, nicht zuletzt in körperlichen Problemen. „Wir dürfen zu uns stehen. Wir dürfen Grenzen setzen! Wir dürfen zu dem stehen, was wir sind und spüren.“

Die Autorin ging auch auf die Bedeutung von Freundschaften und Gemeinschaften ein. Selbstwertgefühl entstehe auch durch das gemeinsame Tun mit anderen, auch durch gesellschaftliches Engagement. Doch dabei sei es wichtig, auf die eigene Motivation und die eigenen Bedürfnisse zu schauen.

In kleinen interaktiven Sequenzen gingen die Frauen den Impulsen der Therapeutin nach: Sie spürten ihre Atem, lernten neu, wie tief er gehen kann, schrieben auf, wo sie ganz bei sich sein können, ließen Aussagen lange und still auf sich wirken. Sie übten Affirmationen ein, die sie im Alltag stärken können. Dies können Sätze sein wie „Ich passe gut auf mich auf.“ „Ich lasse mir Zeit.“

Mit vielen neuen Anregungen hatte Heike Frank ihre Zuhörerinnen an diesem Morgen versorgt. Die Umsetzung liegt an jeder Frau selbst, doch der Wunsch an sie ist klar: „Passen Sie auf sich auf und haben Sie eine gute Zeit mit sich selbst.“ (pm) +++

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