Hunderte Kinder und ein echter Heiliger
Laternenumzug am Dom: "Sankt Martin ist der Held der Nächstenliebe"
Fotos: Marius Auth
11.11.2017 / FULDA -
"Lichterfest", "Sonne, Mond und Sterne" - oder einfach Martinsumzug: Aus Angst vor der Diskriminierung Andersgläubiger war in den letzten Jahren auch Sankt Martin kritisch beäugt worden. Völlig zu Unrecht, meint Stadtpfarrer Stefan Buß, der am Freitagabend mit hunderten Kindern und Eltern im und um den Dom ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe setzt.
Begonnen hat die Martinsfeier im stimmungsvoll beleuchteten Dom. Überall halten Kinder in Vorfreude ihre erleuchteten Laternen in den Händen. Doch bevor es raus ins Abenddunkel geht, wird die Geschichte des Martin von Tours erzählt, der seinen Offiziersmantel mit einem armen Mann teilt und so zur Symbolfigur für selbstlose Nächstenliebe und Barmherzigkeit wird.
Teilgenommen haben Kindergärten, die auf dem Gebiet der Innenstadtpfarrei liegen: die Kindertagesstätten St. Blasius, Am Frauenberg, St. Joseph und Haus Luise, das von der Stadtpfarrerei seelsorgerisch betreut wird. "Vor ein paar Jahren kam die Angst auf, andersgläubige Menschen durch einen Martinsumzug zu diskriminieren. Kann man überhaupt noch Sankt Martin feiern? Wir haben uns bewusst dafür entschieden, ein Zeichen zu setzen und zu sagen: Wir stehen zu unserer christlichen Tradition. Muslimische Familien in unseren Kindergärten haben überhaupt kein Problem mit diesem Brauch. Sankt Martin ist ein Held der Nächstenliebe, der Brauch ein Musterbeispiel für gelebte Inklusion", erklärt Stadtpfarrer Stefan Buß.
Als die Menge der Kinder nach der musikalisch umrahmten Feier dann ins Freie strömt, werden die Augen groß: Ein echter Reiter hoch zu Ross, noch dazu mit Römerhelm und Offiziersmantel, schaut in die Menge, sieht die ärmlich gekleidete Frau und übergibt ihr einen Teil seines Mantels. Der Umzug, der bereits zum zweiten Mal in Folge mit einer Feier im Dom startet, setzt sich im Anschluss unter traditionellen Sankt-Martins-Liedern in Bewegung, am Dom entlang geht es über die Promenade an der Michaelskirche zur Pauluspromenade und wieder zum Dom zurück. Zum Abschluss gibt es vor dem Dom Weckmänner und heißen Orangensaft. (Marius Auth) +++