Inklusion zum Blühen bringen

Millionen-Euro-Projekt: Herrenhaus eingeweiht - "Fundament der Inklusion"

Die stolzen Bewohner des Herrenhauses
Fotos: Julissa Bär

16.10.2017 / EICHENZELL - Ein Tag voller Freude und Herzlichkeit: Hunderte Menschen kamen am Sonntagmittag zur offiziellen Eröffnung des historischen Herrenhauses nach Eichenzell. Bei sonnigem Kaiserwetter weihten die Verantwortlichen und Bewohner das millionenschwere Inklusionsprojekt ein. Seit dem 1. Oktober leben hier 17 Menschen mit Behinderung. Ziel des Projektes ist es, Inklusion zu fördern und den Bewohnern ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen."Heute ist ein besonderer Tag für die Gemeinde Eichenzell. Wir haben die Infrastruktur um einen Baustein erweitert", freute sich Bürgermeister Dieter Kolb. Das Herrenhaus lege den Grundstein für die Inklusion in der Gemeinde. Denn ab sofort können Menschen mit Handicap inmitten von Eichenzell leben und arbeiten. "Das wichtigste an Inklusion ist für mich das Zusammenleben. Und das soll hier stattfinden."

Der Eröffnungstag stand unter dem Motto "Inklusion zum Blühen bringen". Auf einer Leinwand brachten die Verantwortlichen mit einem bunten Fingerabdruck den Baum zum Blühen. Die Wurzeln sollten laut Björn Bierent, Projektleiter des Vereins "Leben und Arbeiten in Eichenzell" die Familien darstellen. Der Stamm symbolisiere das Herrenhaus. "Die Zweige sind die Menschen die hier leben. Sie sollen in die Gemeinde reinwachsen."

Betreiber des Herrenhauses ist das antonius - Netzwerk Mensch. "Wir wollten unsere Kompetenz und unsere Ideen hier hineintragen und die Trägerschaft übernehmen", erklärte Geschäftsführer Rainer Sippel. Und auch Landrat Bernd Woide lobte das herausragende Ergebnis: "Modern, neu und schön ist es geworden." Der Landkreis Fulda habe das Projekt, welches von der Gemeinde Eichenzell, dem Verein "Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V." und dem antonius - Netzwerk Mensch umgesetzt wurde, mitkoordiniert. "Es haben viele Menschen mitgearbeitet und uns unterstützt", lobte Björn Bierent. Besonderer Dank ging an den Vorsitzenden Erhard Kiszner, der den Verein 2010 gegründet hat: "Und das Ergebnis sehen wir heute. Unzählige Stunden Arbeit stecken hier drin."

Das Herrenhaus soll Jugendlichen und jungen Menschen mit Behinderung die Möglichkeit geben, in ihrer Heimat- und Wunschgemeinde zu leben, unabhängig von den Eltern und so selbstständig wie möglich. Aus diesem Grund befindet sich das Gebäude auch zentral in Eichenzell, direkt neben der Kulturscheune, der Feuerwehr und dem DRK. Dadurch sind die Bewohner des Hauses eingebunden in ein starkes Netzwerk, bestehend aus Vereinen, Unternehmen und Nachbarn. Für den Umbau wurden insgesamt 2,5 Millionen Euro investiert. Entstanden sind 17 Apartments sowie eine Begegnungsstätte, die alle Bürger nutzen können.


"Das Herzstück des Hauses ist der Gewölbekeller, dem wir dem Herrenhaus in einem aufgewerteten Zustand zurückgeben konnten. Er ist auch gleichzeitig das Fundament der Inklusion", sagte Bierent. Hier soll Begegnung stattfinden. Ein Highlight sind auch die Fenster des Gebäudes. Diese spiegeln durch ihre unterschiedliche Anordnung und Gestaltung die Bewohner wider. "Jeder ist anders, hat andere Talente und Stärken", sagte der Architekt Stephan Storch vom Architektenbüro Reith Wehner Storch.

Ein Highlight, vor allem für die Bewohner, war die Übergabe des "Weckfressers" von Bürgermeister Dieter Kolb. Stolz und mit einem Strahlen im Gesicht, nahmen sie das Geschenk entgegen und ließen sich als Bürger der Gemeinde willkommen heißen. Im Anschluss wurden die Räumlichkeiten durch Pfarrer Guido Pasenow und Santra Heller-Schmitt gesegnet. Dennis Martin von spotlight musicals überreichte einen Scheck in Höhe von 4.000 Euro.

Am Sonntag wurde ein langes Projekt freudig beendet. Doch das bedeutet für den Verein „Leben und Arbeiten in Eichenzell“ noch lange kein Ende: "Wir werden uns weiterhin zum Wohle unserer Kinder und für die Unterstützung von Menschen mit Behinderung einsetzen", versprach Kiszner, der selbst einen gehandicapten Sohn hat. (Julissa Bär)+++

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