Mischak besucht Familienhaus
Die Eltern ins Boot holen und in der Verantwortung lassen
Foto: Sabine Galle-Schäfer
23.09.2017 / ALSFELD -
Andrea Arnold kennt die Situation nur zu gut: Eltern wollen sich nicht eingestehen, dass ihre Kinder Hilfe brauchen. Sie werfen sich vielmehr vor, versagt zu haben. Wer diese Familien dennoch erreichen will, muss also Hürden und Barrieren abbauen, ein sogenanntes niedrigschwelliges Angebot bieten – wie das Oikos Familienhaus in Alsfeld. Andrea Arnold leitet diese Einrichtung, die vor knapp einem Jahr eröffnet wurde, und zog nun bei einem Gespräch mit Erstem Kreisbeigeordnetem Dr. Jens Mischak ein positives Fazit ihrer bisherigen Arbeit: „Eltern und Kinder fühlen sich wohl hier.“
Genau da liegt auch die Besonderheit: Die Eltern werden mit eingebunden. Es gibt Mütter, die kommen jeden Tag und besuchen ihr Kind im Familienhaus, bringen es jeden Abend selbst ins Bett. Andere wiederum lassen sich kaum sehen. Und so dreht sich bei Andrea Arnold und ihrem Team alles um die Frage „Wie weit kriegen wir die Eltern mit ins Boot?“
Im Familienhaus in der Alsfelder Alicestraße werden die Kinder im stationären und im ambulanten Bereich sehr individuell betreut. Betrieben wird die Einrichtung vom Oikos Sozialzentrum des St.-Elisabeth-Vereins für Jugend- und Familienhilfe in Marburg.
Die stationäre Gruppe bietet Platz für neun Kinder und Jugendliche, bis zu fünf Plätze gibt es in der Tagesstrukturierung. Mit „Hilfe unter einem Dach“ lässt sich das Konzept der Einrichtung überschreiben. Denn in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Vogelsbergkreises wird bei Bedarf die wohnortnahe Unterbringung eingerichtet, die sich an die vorgegebene Situation und die Entwicklung der Familie anpasst. So wies auch die Leiterin des Jugendamtes, Dagmar Scherer, beim Besuch der Einrichtung darauf hin, dass so die Kommunikation und die Beziehung zwischen Kindern und ihren Familien gestärkt werden können.
Erster Kreisbeigeordneter und Jugenddezernent Dr. Mischak unterstrich den familiären Charakter der Einrichtung und deren Gewinn für den Alsfelder Sozialraum. Er begrüßte, dass es im Vogelsbergkreis zunehmend mehr flexible Angebote in der Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche gibt, um dadurch Unterbringungen außerhalb des Kreises zu vermeiden. Ziel ist es, im Rahmen der Sozialraumorientierten Jugendhilfe mit den „Hilfen unter einem Dach“ zukünftig wohnortnahe Arrangements zu schaffen, damit Eltern weiter in der Verantwortung für ihre Kinder bleiben können. (pm) +++