Rock am Hinkelhof

Auf geblasenes Blech folgte hartes Metall - Ein Hauch von Wacken

Andy's Sister aus Worms
Fotos: Walter Dörr

24.07.2017 / SCHLÜCHTERN - Zum 15. Mal fand „Rock am Hinkelhof“ statt. Das, was am 20. Juli 2003 quasi als Hausmusik bzw. Open Air auf der Terrasse der Familie Kolb in Hinkelhof begann, ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Jährlich wurden der Geheimtipp und die Location bekannter und entsprechend der Besuch mehr. Von beschaulich verträumten Anfängen zu einem regional verankerten Festival, wie es Martin Loder in der Jubiläumschronik bezeichnet. Die initiierende Band „The Sick Rats“ wollte „nur“ irgendwo erstmals auftreten. Anderen jungen Musikern ging es ähnlich und so waren die Gigs schnell perfekt – Jahr für Jahr neu.


Ein Stück Dorfkultur haben die Dorfkinder geschaffen, was aber nicht jedem gefällt. Ein Zugezogener beklagte sich im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung über den zu erwartenden Lärm, was etliche Besuche im Schlüchterner Ordnungsamt nötig machte, damit das Ganze nicht abgeblasen werden musste. Eine Auflage, weiter vom Ort weg, führte dazu, dass sich die Open-Air-Wiese diesmal am Galgenacker befand. Lieselotte Lehmann stellte sie dankenswerterweise zur Verfügung und auch Pächter Matthias Euler hatte nichts dagegen.

Ein Hauch von Wacken ist „RaH“ = Rock am Hinkelhof. Programmtechnisch vertraut man dem gleichzeitig in Schleswig-Holstein stattfindenden Festival: also zu Beginn erst Blasmusik. In Hinkelhof ist das keine „nur“ Feuerwehrkapelle, sondern anspruchsvolle, extravagante Blasmusik der „BlechBRASSers“. Und singen können die überwiegend Sinntaler auch, wenn man sich brav für einen Eifert-Schnaps bedankt. Aber dann ging das Festival „richtig“ los. Junge, ambitionierte Nachwuchsmusiker produzierten Töne, die kaum in keinem Notenblatt zu finden sind. Musikalische Individualisten performten engagiert meist Eigenes, eigenwillig, experimentell, stilistisch unterschiedlich - covern von der Stange tut man nur ungern. Über die Boxen der Verstärkeranlage beschallten die Musiker die Ohren der Besucher mit lauter Musik und kritischen, provozierenden Texten über politische und gesellschaftliche Themen.

Vom Rhythmus der Drums ließ man sich gerne anstecken. Bei „Rock am Hinkelhof 2017“ traten acht Bands auf. „Zeremony“ aus Würzburg spielt vor allem Blues-Rock und Hard-Rock. “Palmtree 2.0“, „Fighting the Gravity“ und auch „Grüne Raben“ hatten quasi regionale Heimspiele. Die Pop- und Punkband „Andy’s Sister“ aus Worms war ein absolutes Highlight des Abends. Musikalisch und mit ihrer wilden Präsentation konnten sie begeistern. Natürlich traten auch die „Jubilare“ der Band “The Six Rats” auf und begeisterten mit ihrem Gig. Die harten Jungs von „The Shaved“ besorgten den Programmabschluss. Bis auf einen gewittrigen Regenschauer passte das Wetter beim Rock am Hinkelhof, der auch ein Familienfest sein soll. So standen für die Jüngsten eine Hüpfburg, ein Kicker und große Fußballtore bereit. Für das leibliche Wohl war mit entsprechend kühlen Getränken (speziell gebrautes Rock-am-Hinkelhof-Bier, Festival-Cocktails der Sono-Bar, Mosel-Weine) und Rostbratwürstchen oder Kuchen gesorgt. (Walter Dörr) +++

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