Kritiker-Jury fällt einstimmige Entscheidung

Hersfeldpreise an Christian Nickel und Christoph Wohlleben

Hersfeldpreisträger 2017: Dirigent Christoph Wohlleben und Schauspieler Christian Nickel.
Fotos: Stefanie Harth

24.07.2017 / BAD HERSFELD - Das gab es noch nie in der 56-Jährigen Geschichte der Hersfeldpreis-Verleihung, zu der am Sonntag die Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine eingeladen hatte: Zum zweiten Mal in Folge ist Schauspieler Christian Nickel („Martin Luther – Der Anschlag“; „Hexenjagd“) mit dem Großen Hersfeldpreis ausgezeichnet worden. Der Hersfeldpreis ging an Christoph Wohlleben, der die musikalische Leitung für das Musical „Titanic“ innehat.



Nickel ist es mit seiner herausragenden Darstellung des Reformators in Dieter Wedels Luther-Inszenierung gelungen, abermals die fünfköpfige Theaterkritiker-Jury zu überzeugen. „Wir haben eine einstimmige Entscheidung gefällt“, betonte Jury-Mitglied Bettina Fraschke. Die Begründung des Gremiums: „Nickel übernimmt zwei der ursprünglich vier Lutherrollen – den Reformator und den Wutbürger. Mit seinem ausgereiften, facettenreichen Spiel lotet er die äußerst widersprüchliche Persönlichkeit des Reformators aus. Dank seiner souveränen Darstellung zeichnet Nickel das präzise Bild eines charismatischen und zerrissenen Gottsuchers und Machtmenschen.“ Letztes Jahr war Nickel mit dem Großen Hersfeldpreis für seine Rolle des John Proctor in „Hexenjagd“ bedacht worden.

„Reden ist nicht meine Kernkompetenz“, meinte Hersfeldpreis-Gewinner Christoph Wohlleben. „Ich fühle mich ein bisschen so, als würde ich für mein Lebenswerk geehrt“. Die Begründung der Jury: „Wohlleben hält das Orchester im Graben und das Ensemble auf der Bühne vom ersten bis zum letzten Ton zusammen und führt das gesamte Team fokussiert und mit äußerster Konzentration. Durch sein herausragendes Dirigat wertet Wohlleben die Komposition auf und überzeugt mit seiner differenzierten, pointierten Interpretation des Arrangements.“

Hintergrund: Seit 1961 ist der Große Hersfeldpreis an 69 Schauspieler, darunter Mario Adorf, Volker Lechtenbrink, Ernst Stankovski, Nicole Heesters, Tatja Seibt, Helen Schneider oder Rufus Beck, verliehen worden. Ab 1969 wurde zusätzlich der Hersfeldpreis ausgelobt, der eine überragende Nebenrolle oder junge Schauspieler honoriert.

Einen mit 5.000 Euro dotierten Preis – „den bezahle ich aus meiner eigenen Tasche“ – hob der Intendant höchstpersönlich aus der Taufe. Mit jeweils 2.500 Euro würdigte Dieter Wedel die Arbeit des künstlerischen Leiters der Bad Hersfelder Festspiele, Joern Hinkel, sowie posthum den schöpferischen Geist des Dramaturgen Hans Joachim Ruckhäberle. Mit Ruckhäberle, der im April plötzlich verstarb, hatte Wedel seit 2013 eng zusammengearbeitet. Die Würdigung nahm dessen Witwe entgegen.

Weitere 10.000 Euro stellte die Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine für die Modernisierung der Inspizientenanlage bereit. Die Kommunikation im Theater muss schließlich reibungslos über die Bühne gehen. (pm/sh) +++

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