Warum heißen die so? (22)

Die „Germanen“ dieser Region - Aus Treue zum Kaiserreich


Fotomontage: Janina Hohmann

24.07.2017 / FUSSBALL - Sie heißen Germania, Buchonia, Alemannia oder Britannia. Sieht man sich im Fußball-Raum Osthessen um, stechen einem die teils kuriosen Namen der Vereine ins Auge. In der neuen Serie von ON|Sport gehen wir deren Geschichte und Bedeutung auf den Grund. Im 22. Teil geht es um einen Klassiker unter den Vereinsnamen: Germania.


Nach dem Zusatz „Eintracht“ ist „Germania“ der zweitbeliebteste Vereinsname unter den Fußballern. Das geht aus der Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ hervor. 218-mal gaben sich bundesweit Klubs diesen lateinischen Namen, der übersetzt nichts anderes als Deutschland heißt. In der Region Osthessen gibt es mindestens acht Vereine, die sich bei ihrer Gründung für den Namen Germania entschieden. Der bundesweit bekannteste Vertreter dürfte aber der BFC Germania 1888 sein. Schließlich ist der Berliner Klub der älteste Fußballverein des Landes.

Deutlich später als die Berliner wurden jedoch die „Germanen“ in Osthessen gegründet. Zwischen 1909 und 1920 gaben sich die Fußballer in Müs, Ulmbach, Kirchhasel, Herolz, Bellings, Fulda und Sterbfritz ihre Namen. Lediglich Wendershausen fällt mit der Gründung 1946 aus der Reihe. „Dass sich die Vereine diese Namen gaben, hat mit der gewachsenen Identifikation mit dem Kaiserreich zu tun. Die Gründungsjahre passen gut in diese Zeit“, klärt der Fuldaer Kulturamtsleiter, Dr. Thomas Heiler, auf.

„1871 wäre ein solcher Name für Vereine in dieser Region nicht denkbar gewesen“, führt Heiler fort und verweist auf den als Kulturkampf bezeichneten Konflikt zwischen dem Königreich Preußen – und dem späteren Kaiserreich - und der katholischen Kirche. Dieser wurde ab 1878 beendet und 1887 diplomatisch belegt. „Die Identifikation mit dem Reich wurde erst in den Jahren danach größer. Der Name Germania sollte die Reichs- und Kaisertreue dokumentieren“, erklärt Heiler. Mit dem aufkommenden Nationalstolz und dem Patriotismus haben die Vereine also zeigen wollen, dass sie sich mit dem deutschen Reich identifizieren.

Die erfolgreichsten Germanen in Osthessen sind die Müser. Die Mannschaft von Spielertrainer Marc Friedel stieg erst in diesem Sommer in die Gruppenliga auf. Die restlichen Vereine verteilen sich von der Kreisoberliga bis zur C-Liga. Übrigens: fünf dieser Vereine spielen noch eigenständig Fußball, lediglich in Ulmbach, Bellings und Sterbfritz wurden Spielgemeinschaften mit Vereinen aus der Umgebung eingegangen. (the) +++


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