21. Internationaler Museumstag

Kulturtempel auf Spurensuche - Kunstverein stellt im Vonderaumuseum aus

Von links: Laudator Hartmut Krüpe-Silbersiepe, Anna Elisabeth Härtel (2. Vorsitzende vom Kunstverein Fulda), Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter und Reinhold Schreiner (1. Vorsitzender).
Fotos: Erich Gutberlet

22.05.2017 / FULDA - Am Internationalen Museumstag beteiligen sich stets Museen aus aller Welt. Auch in Deutschland hatten am Sonntag viele Kulturtempel geöffnet. Mit Sonderführungen, Workshops, Aktionen, Vorträgen, einem Blick hinter die Kulissen und Museumsfesten wollten die Museen einen Einblick in ihre Arbeit vermitteln und den Besuchern ein vielfältiges Programm bieten. Motto des diesjährigen Events: „Spurensuche. Mut zur Verantwortung!“ In Fulda machten das Vonderaumuseum, die Kinder-Akademie sowie das Deutsche Feuerwehrmuseum mit.


Vernissage im Vonderaumuseum


"Es ist uns eine ganz besondere Ehre, unsere Vernissage ausgerechnet am Internationlen Museumstag veranstalten zu dürfen", sagte am Vormittag Reinhold Schreiner, der Vorsitzende des Fuldaer Kunstvereins, in der gut besuchten Kapelle. "Das gibt uns heimischen Künstlern einen kleinen internationalen Touch, und das tut gut." Der Kunstverein hatte zu seiner jährlichen Querschnittsausstellung geladen, die in diesem Jahr unter dem Thema "Flow" (Fließen) steht.

Der Verein will vor allem drei Kriterien erfüllen, erklärte Schreiner: "Kunst erleben, Kunstverständnis schaffen und Künstler fördern." 60 Mitglieder hat der Verein, die alle aufgefordert worden waren, Kunstwerke zum Thema "Flow" zu schaffen. Eine unabhängige dreiköpfige Jury wählte aus den 90 eingereichten Beiträgen 75 Objekte von 31 Vereinsmitgliedern aus. Diese sind bis zum 30. Juni im Vonderaumuseum zu sehen.

Laudator Dr. Hartmut Krüpe-Silbersiepe, früher selbst Vorsitzender des Kunstvereins, ging in seiner Rede den verschiedenen Interpretations-Varianten des Begriffs "Flow" nach und befand, dass seine Künstlerkollegen ein buntes Sammelsurium an Werken geschaffen hätten, von denen sich manche auf den ersten Blick, andere erst nach eingehender Betrachtung erschließen. In der Tat bekommt der Kunstfreund in der Ausstellung Gemälde ebenso zu sehen wie Textil-Installationen, Fotografien sowie Holz-, Metall- und Keramikplastiken, und allesamt sind sie Belege für das hohe Maß an Fantasie und Können im Kunstverein. Mit am skurrilsten ist die Darstellung einer konturlosen Amöbe mittels aufgeklebter Tablettenkapseln.

Bereits bei ihrer Begrüßung hatte Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter auf die weiteren Aktionen des Tages im Vonderaumuseum hingewiesen, wie zum Beispiel eine archäologische Spurensuche über das Weben mit Hilfe eines alten Gewichtswebstuhls, eine geheimnisvolle Spurensuche für Kinder in der Tiefsee (Planetarium) oder auch eine Entdecker-Tour und Spurensuche für junge Naturforscher, und trotz des eher museumsfeindlichen schönen Wetters waren im Verlauf des Tages etwa 250 Besucher dieser Einladung gefolgt. - Die Matinee wurde übrigens von der schmissigen "Buchonian Klez Gang" mit osteuropäischer Folklore musikalisch umrahmt.


Kleine Künstler in der Kinder-Akademie
Künstlerisch ging es am Nachmittag auch in der Kinder-Akademie zu, wo etwa hundert Jungen und Mädchen sich kreativ austobten. "Es ist uns ganz wichtig, Kinder schon früh an die Kultur heranzuführen", erklärte Geschäftsführerin Gabriele König, "und im günstigsten Fall lernen sie Museen als Orte kennen, die sie ihr Leben lang als positiv empfinden." In Anlehnung zur erst am Donnerstag eröffneten Ausstellung "Nicht nur schwarz", für die der Tanner Künstler und Graphiker Klaus Magnus unter anderem Kunstobjekte aus Alltagsgegenständen geschaffen hat, konnten die Kinder bei der Aktion "Objet trouvé" selbst aus Holzresten und anderen Materialien kleine Kunstgegenstände entstehen lassen. "Denn Kunst regt die Fantasie an", sagte Gabriele König, "und ist eben viel mehr, als nur einen Pinsel in der Hand zu halten."

Noch eine weitere Sonderaktion begeisterte am Sonntagmittag die jungen Besucher. Denn mit Dorothee Bibau hatte man eine ausgebildete Bilderrahmen-Restauratorin gewinnen können, die die Jungen und Mädchen in die Geheimnisse ihres spannenden Berufes einweihte.


Wichtige historische Beiträge im Feuerwehrmuseum

Vielleicht nicht ganz so publikumswirksam, aber nicht weniger wichtig waren am Sonntag die Beiträge des Deutschen Feuerwehrmuseums zum Internationalen Museumstag, das sich auf historische Spurensuche begab. In einer Sonderabteilung gedenkt man dort der einst 15.000 bis 25.000 jüdischen Feuerwehrkameraden, die in Folge der verbrecherischen Politik des NS-Regimes ausgegrenzt, gedemütigt, verfolgt und vielfach ermordet wurden. Und mit einer einmaligen Gegenüberstellung von 18 historischen Fahrzeugen aus Ost- und Westdeutschland wird die spannende Geschichte des Brandschutzes auf beiden Seiten des einstigen "Eisernen Vorhangs" erlebbar gemacht. (Matthias Witzel) +++

X