Seemanslieder und sakrale Werke

Weltberühmter "Don Kosaken Chor Serge Jaroff" lässt Kirchenschiff beben


Fotos: Gudrun Schmidl

22.05.2017 / BAD HERSFELD - Schwer in Worte fassen lässt sich der ergreifende und stimmgewaltige Auftritt des weltberühmten „Don Kosaken Chores Serge Jaroff“ unter der künstlerischen Leitung von Wanja Hlibka am Samstagabend in der Evangelischen Stadtkirche in Bad Hersfeld. Was die 17 Sänger den rund 350 Besuchern boten, war künstlerisch wie emotional ein Hochgenuss. In den 1970er-Jahren gastierten die „Don Kosaken“ schon einmal in der Region, aber es war wohl das erste Gastspiel dieses grandiosen Weltklasse-Chores in der Festspielstadt, das durch eine enge künstlerische und organisatorische Zusammenarbeit und unter Mitwirkung des Shanty-Chores Unterhaun und des Shanty-Chores der Marinekameradschaft Bad Hersfeld, vertreten durch den 1. Vorsitzenden Volker Henning, ermöglicht wurde.



Das Original war höchstwahrscheinlich der berühmteste „Don Kosaken Chor“ weltweit und das über fast sechs Jahrzehnte. Wanja Hlibka, der ehemals jüngste Solist, ist der würdige Nachfolger entsprechend dem Wunsch von dem im Jahr 1985 verstorbenen Serge Jaroff. Mit unverminderter Popularität begeistern die „russischen Stimmwunder“ in großen Konzerthallen und Kathedralen, aber auch im kleineren Rahmen ihr Publikum. Das von Serge Jaroff übernommene Repertoire, die Art der Interpretation und die schier unglaublichen stimmlichen Möglichkeiten der Sänger ist ebenfalls Garant dafür, dass die typischen klanglichen Besonderheiten des Chores erhalten bleiben.

Entsprechend nervös erwarteten die etwa 60 Aktiven der beiden Shanty-Chöre ihren Auftritt, den sie vor den geschulten Ohren der schon anwesenden Weltklasse-Sänger absolvieren mussten. Ihnen gebührte als Gastgeber die Ehre, das Konzert mit je zwei Seemannsliedern und Shantys pro Chor und den gemeinsam gesungenen Liedern „Rolling Home“ und „Leise kommt die Nacht“ unter der Leitung von Irina Winter zu eröffnen. Beflügelt von den stimmgewaltigen Gästen im Kirchenschiff gaben die Seemänner ihr Allerbestes und wurden für ihren gelungenen Auftritt mit viel Applaus belohnt. Nun legte sich die Anspannung der heimischen Sänger und sie konnten den Auftritt der russischen Sänger genießen, die vor dem würdigen Rahmen des Altarraumes ein breites Spektrum von liturgischen Gesängen und sakralen Werken der russisch-orthodoxen Kirche bis hin zu bekannten russischen Volksliedern in höchster Vollendung vortrugen. Mal wehmütig-melancholisch, mal temperamentvoll-mitreißend.

Immer beeindruckten die Chorsänger mit außergewöhnlichem Stimmvolumen vom höchsten, glasklaren Tenor bis zum tiefsten, kaum für möglich gehaltenen Bass, so dass die Klangfülle des Chores und der akademisch ausgebildeten Solisten ohne jegliche Instrumente oder Mikrofone den gesamten Kirchenraum voll ausfüllte, in manchen Passagen tatsächlich für manche Ohren zu laut, was sich durch einen unangenehmes "Pfeifen" bemerkbar machte. In russischer Sprache erklangen Weisen wie „Gott sei mit uns“, „Herr, erbarme dich unser“ „Der Engel rief“ und natürlich die „Abendglocken“, die trotz Sprachbarrieren tief in die russische Seele blicken ließen und frenetisch beklatscht wurden. Besonders berührend und einer der Höhepunkte des Konzerts war das fast engelsgleich gesungene Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“. Ein Gänsehautmoment. Ganz anders „Kalinka“, bei dem das Publikum rhythmisch mit klatschte und die Begeisterung mit einer Zugabe belohnt wurde. Für die Sänger der heimischen Shanty-Chöre aus Bad Hersfeld und Unterhaun muss es ein erhebendes Gefühl gewesen sein, Seite an Seite mit den Sängern des „Don Kosaken Chores Serge Jaroff“ das Abschiedslied „Guten Abend, gute Nacht“ zu singen. Es war auf jeden Fall für alle Besucher ein beeindruckendes Konzerterlebnis, das sie mit stehenden Ovationen feierten. (Gudrun Schmidl) +++

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