"Ich tue, was ich liebe"

Nils Wiegands Label "Seemannstod" erobert gerade die Mode-Welt

Nils Wiegand ist der Macher von "Seemannstod"
Foto: privat

06.04.2017 / FULDA - Das Wasser der Elbe wirft Wellen, die behäbig an den Kai des Hamburger Hafens klatschen. Auf dem großen Fluss fahren beleuchtete Schiffe, die Möwen kreischen, und Nils Wiegand ist von einem auf den anderen Moment verliebt. Verliebt in die Schiffe, das Wasser, die Atmosphäre. Seitdem der heute 27-Jährige als kleines Kind so am Hamburger Hafen gesessen hat, schlägt sein Herz für die Schifffahrt und alles, was damit zu tun hat. Ende vergangenen Jahres hat der Mann mit dem Anker-Tattoo neben dem Auge sein eigenes Label gegründet: Es heißt "Seemannstod", und Nils Wiegand nennt es "mein Baby".



Wenn Nils Wiegand einen Raum betritt, dann gehören die Blicke der Anwesenden ihm. Seinen Vollbart, die vielen Tätowierungen und den kleinen Anker neben dem Auge trägt er mit Stolz. Genauso wie seinen schwarzen Pullover, den ein Schriftzug ziert: "Seemannstod" steht in großen weißen Lettern darauf geschrieben. Ein Querdenker war der 27-Jährige schon immer, findet er selbst. "Ich mache selten alltägliche Dinge", sagt er und streicht mit Zeigefinger und Daumen über seine Barthaare. Die hatte er schon, bevor jeder damit herumgelaufen ist. "Bei mir ist der Bart nicht nur ein Trend." Das gleiche gilt für die Tätowierungen, die fast seinen ganzen Körper zieren. Einige davon hat er sich selbst gestochen. Damals, als er noch nicht genau wusste, was genau er mit seinem Leben anfangen will.

Dieser Unsicherheit war auch die Ausbildung zum Bankkaufmann geschuldet, die er bei der Sparkasse seiner Heimatstadt Fulda absolvierte. "Aber das hat überhaupt nicht zu mir gepasst", sagt er, und das glaubt man ihm sofort. "Ich war eigentlich immer auf der Suche nach etwas, das mir gefällt." Das Studium "Digitale Medien", das er im Anschluss anfing, war zwar schon eher etwas, was in diese Richtung ging, aber als er im vergangenen Jahr zu Stift und Papier griff und das Seemanns-Motiv "Der Untergang" zeichnete, war Nils zum allerersten Mal richtig zufrieden mit etwas, sagt er.

Über Nacht sei ihm dann der Name "Seemannstod" eingefallen, und am nächsten Morgen spielte er bereits mit dem Gedanken, ein eigenes Label zu gründen. Heute zieren seine Motive die Klamotten zahlreicher Menschen von Fulda bis Hamburg und sogar in den USA. "Anfangs habe ich ganz einfach Blanko-Pullis und Hemden gekauft und meine Zeichnungen darauf drucken lassen." Zuerst nur für sich selbst, doch schon bald fragten Freunde und Bekannte, was er da trug. "Also hab ich auch für sie Klamotten entworfen." Schon bald war das Feedback auch von Fremden so positiv, dass sich die Idee, das Label zu gründen, festigte. "Zu sehen, dass andere Menschen meine Kleidung tragen, ist unfassbar, ein riesiges Gefühl."



Nils Wiegand macht heute das, was er liebt. Von seinem einstigen Hobby kann er mittlerweile leben. Aber dieses Glück möchte er nicht für sich allein beanspruchen: Während der 27-Jährige von seinem Label erzählt, lässt er immer wieder das Wort "Crew" fallen. Seine Crew, das sind die Models, die für ihn posieren, die Fotografen, die seine Ideen umsetzen und die Menschen, die "Seemannstod" mit Stolz tragen. Außerdem geht von jeder Bestellung, die in seinem Online-Shop gemacht wird, ein Euro an das Tierheim Fulda-Hünfeld, wo Nils selbst als "Gassi-Geher" aktiv ist. "Wenn man das tut, was man liebt, kann man doch auch etwas weitergeben", findet er. 

"Seemannstod" gibt es heute vor allem in Nils' Online-Shop. Kunden aus Fulda können sich die Kleidung und individuelles und handgefertigtes Bartöl auch bei Nils zuhause kaufen. Doch das soll so nicht bleiben: "Im Moment bin ich im Gespräch mit einigen Fuldaer Läden, die vielleicht schon bald, meine Ware anbieten." Auch einen eigenen Laden soll es irgendwann geben. In Fulda und auch in Hamburg, der Stadt, die Nils bei seiner Arbeit inspiriert. "Bisher hat alles geklappt, was ich gemacht habe, warum also nicht auch das?" (Suria Reiche) +++

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