Neujahrstreffen der IG BCE

Bergleute fragen sich: "Wie geht es weiter hier in der Kali-Region?"

Der Steigerchor.
Fotos: Gerhard Manns

22.01.2017 / SCHENKLENGSFELD - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, ein Lied zeigt jedoch noch mehr Emotionen als hunderttausende Worte. Dass das so ist, wurde am Samstagnachmittag beim Neujahrstreffen der IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie ) in der Schenklengsfelder Großsporthalle deutlich, als der Steigerchor ein eigens komponiertes Lied anstimmte. Auf die Melodie von Max Giesingers "80 Millionen" sangen die Männer Verse wie "Soweit gekommen und so viel gesehen. So viel passiert, das wir nicht verstehen. Wir wissen nicht, doch wir fragen uns schon: Wie geht es weiter, hier in der Kali-Region?" Zeilen, die auf die derzeitige Situation im Werk Werra anspielten und zum Ausdruck brachten, wie sich die Bergleute fühlen.



"Ein herzliches Glückauf", das waren die Worte, mit denen nahezu jeder der Redner seinen Vortrag eröffnete. Es sind Worte, die die Hoffnung der Bergleute beschreiben. Und Hoffnung ist es auch, die im Kali-Revier im vergangenen Jahr dringend gebraucht wurde. Aufgrund von geringen Niederschlägen stand die Produktion in einigen Werken still, die Salzabwässer konnten nicht versenkt werden. Angst um den Arbeitsplatz und die Zukunft machte sich bei den Mitarbeitern von K + S breit. Nachdem der Betrieb am 2. Januar dieses Jahres wieder aufgenommen wurde, steht die Produktion am Standort Hattorf des Werkes Werra nun wieder still. Das Fassungsvermögen der Speicherbecken für Produktionsabwässer ist nahezu erschöpft, so dass die Produktion am Standort Hattorf mit Ausnahme der Bittersalz-Herstellung zunächst eingestellt werden musste. Eine Wiederaufnahme der Produktion ist erst bei einer nennenswert höheren Wasserführung der Werra möglich.

Doch nicht nur bei K + S war es ein Jahr schwerer Prüfungen, merkte Elke Künholz, Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Hersfeld-Rotenberg am Samstag an. Auch Terrorismus, der Brexit und der Einzug der AfD in den Kreistag machten zumindest ihr Sorgen. "Nach der Skandal-Rede von Björn Höcke können nun auch AfD-Protestwähler die Hände nicht mehr in Unschuld waschen." Eine Aussage, für die Künholt lauten Applaus bekam. Die derzeitige politische Situation ist eine weitere Sache, die die Gewerkschafter umtreibt. "Es sind wilde Zeiten", sagte auch Hauptredner Peter Hausmann, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der IG BCE. 



"Die IG BCE steht für Demokratie und Grundrechte", sagte Hausmann und ließ anklingen, dass die in den Gewerkschaftsreihen seiner Meinung nach keinen Platz hat. Denn den brauche man für andere Dinge: Zum Beispiel für Zusammenhalt. Der ist in der Kali-Region wohl unvergleichbar groß. Das verdeutlichte der Bezirksleiter der IG BCE Kassel, Friedrich Nothelfer, auch sogleich mit einem kleinen Film, der zeigte, wie im September vergangenen Jahres  eine Menschenkette von über 12.000 Menschen gebildet wurde, um ein Zeichen für den Kalibergbau im Werratal zu setzen.



Beim Neujahrstreffen der IG BCE in Schenklengsfeld lautete die Devise am Samstag "Kraft tanken für das kommende Jahr". "Wir werden alles erdenkliche dafür tun, dass Sie Ihre Arbeitsplätze behalten", versprach Wolfgang Tiefensee, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft aus Thüringen. Denn: "Für die Gegend ist Kali so wichtig", wie es der Steigerchor sang. "Die Gefühle aus dem vergangenen Jahr kann man kaum besser rüberbringen", sagte Nothelfer. Und dafür gab es Zugabe-Rufe und stehende Ovation von den mehreren hundert erschienenen Gewerkschaftern. (Suria Reiche) +++

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