Getrübte Bilanz zum Ende

Frankfurter Buchmesse: Verleger Michael IMHOF blickt besorgt in die Zukunft

Der Fuldaer Verleger Michael Imhof auf der Buchmesse ...
Fotos: Matthias Witzel

24.10.2016 / FRANKFURT/M. - Nachdem die Frankfurter Buchmesse am Sonntagabend ihre Pforten geschlossen hat, werden sich hunderttausende Fach- und Privatbesucher an einen unvergesslichen Event erinnern. 7100 Austeller aus über hundert Ländern hatten dann ihre Stände herausgeputzt, und überall – so schien es – war eitel Sonnenschein. „Jeder, der auf die Buchmesse geht, ist begeistert“, sagt Michael Imhof vom gleichnamigen Buchverlag in Petersberg bei Fulda gegenüber OSTHESSEN|NEWS auf seinem Messestand. „Man trifft eine Menge Promis, und es macht einfach Spaß die Atmosphäre aufzusaugen und sich alles anzusehen.“ Doch obwohl sein eigener Verlag sich auf dem Markt gut behaupten könne und am dritten Messe-Tag eine zufriedenstellende Zwischenbilanz zog, blickt der Verleger mit nur verhaltenem Optimismus in die Zukunft der deutschen Bücherbranche.



„Als ich vor zwanzig Jahren den Verlag gründete, war die Messe noch viel lebendiger als heute“, erinnert sich Imhof. „Damals gab es noch eine asiatische sowie eine englischsprachige Halle.“ Weil aber der Buchmarkt seit etwa zehn Jahren immer mehr zurückgegangen sei, habe sich auch die Messe verkleinert. Als Gründe nennt Imhof zum einen den demographischen Wandel: „Wenn wir heute 700.000 Geburten in Deutschland pro Jahr haben, so waren es Mitte der 60er Jahre noch fast zwei Millionen. Die potentielle Leserschaft hat also stetig abgenommen.“ Zudem verweist Imhof auf einen Mentalitätswandel: „Zur Kommunion habe ich noch 17 Bücher geschenkt bekommen. Heute erhalten die jungen Leute Geld, das sie dann in Computer-Spiele, Handys und so weiter stecken.“

Auch das Aussterben alteingesessener Buchhandlungen macht Imhof zu schaffen. „Allein in Berlin habe ich in der jüngeren Vergangenheit fünf Läden verloren, die meine Publikationen vertrieben haben.“ Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, wirbt Imhof dafür, Bücher nicht bei Internet-Riesen oder deutschlandweiten Handelsketten zu erwerben, sondern kleinere Läden zu unterstützen.

Neben diesen allgemeinen Negativ-Trends sei die Bücherbranche aktuell wegen einem BGH-Urteil vom Frühjahr in heller Aufregung. Das Gericht hat entschieden, dass die Ausschüttung der Verwertungsgesellschaft Wort von 150 bis 200 Millionen Euro jährlich an Autoren und Verlage gleichermaßen nicht rechtens sei. In Zukunft sollen die Verlage nicht mehr berücksichtigt werden. „Das sind wichtige finanzielle Mittel, mit denen wir Verleger kalkuliert haben“, sagt Imhof. „Die brechen uns jetzt weg.“ Schlimmer noch: Die bereits erhaltenden Gelder der letzten Jahre sollen zurückgezahlt werden. „Die deutschen Verlage machen einen Jahresumsatz von fünf Milliarden und müssen nun schlagartig eine Summe von 400 Millionen aufbringen. Da werden einige Verlage wirtschaftlich ganz große Probleme bekommen.“ (Matthias Witzel)  +++

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