Wer kann hier helfen?

Drei Pferde fristen ihr Dasein im Hinterhof - Weiden sind gesperrt



24.10.2016 / FULDA - Pferde in einem Hinterhof mitten in der Stadt? Wer zwischen den Häusern in der Schlitzer Straße zum ersten Mal einen Pferdekopf über ein Hoftor schauen sieht, glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Tatsächlich befinden sich auf dem zugestellten Hof zwischen den umliegenden Gebäuden ein Wallach und zwei Stuten - und das bereits seit zwei Jahrzehnten. Ihr Dasein scheint auf den ersten Blick beengt und trostlos, doch ihr 88-jähriger Besitzer Hans Wagner versichert: "Es gibt im ganzen Landkreis Fulda kein Pferd, dem es so gut geht wie meinen drei!" Der ehemalige Turnierreiter ist passionierter Pferdezüchter, hat nach eigenen Worten noch nie ein Tier gekauft, dafür aber mehr als 20 Fohlen großgezogen - und zwar alle auf eben diesem umbauten Grundstück in Horas. Das Veterinäramt des Kreises ist nicht zum ersten Mal von Anwohnern auf die unhaltbar scheinende Zustände dieser Pferdehaltung angesprochen worden, auch Anzeigen hat es gegen den Besitzer schon gegeben. Doch Veterinär Dr. Stephan Kraus hat sich erst am Donnerstag auf dem Hof umgesehen und auch den aktuellen Gesundheitszustand der Tiere in Augenschein genommen. Er sagt, die Art der Haltung sei zwar durchaus grenzwertig, aber die drei Pferde seien nicht verwahrlost, befänden sich im Gegenteil offensichtlich in gutem Zustand. Ihr Besitzer tränkt, füttert und pflegt die drei und hängt intensiv an seinen Tieren. "Wenn man ihm die Pferde wegnähme, wäre das sein Tod", sagen übereinstimmend alle, die Hans Wagner kennen. Doch warum gönnt er den geliebten Vierbeinern nicht den notwendigen Auslauf auf einer Koppel oder Weide? Zumal er davon selbst welche besitzt und auch Wiesen in der Fuldaaue von der Stadt Fulda gepachtet hat."Weidenutzung hat die Stadt verboten"



"Das hat mir die Stadt Fulda schriftlich verboten", antwortet Hans Wagner auf diese Frage. Warum kann er gar nicht mehr sagen, solange ist der Brief des Grundstückamtes schon her. Doch die Pressestelle der Stadt kann auf Nachfrage schnell mit dem Grund dienen: Die eigenen und gepachteten Wiesen des Pferdefreunds liegen im Landschaftsschutzgebiet Fuldaaue, und dort ist Weidehaltung schlichtweg untersagt - Ausnahmen sind ausgeschlossen.

Dieses Dilemma müssen nun die drei "Stadt-Pferde" ausbaden und sich mit dem Leben auf Pflaster und Asphalt abfinden. Das kann doch einfach nicht wahr sein, findet die Redaktion von O|N und rennt damit bei Tiermediziner Dr. Kraus offene Türen ein. Es muss doch irgendwo in Horas oder Niesig einen Landwirt oder Grundstücksbesitzer geben, der den drei Pferden Auszeit von Stall- und Hof-Dasein gewährt und ihnen ein paar Stunden Grünfutter und Freilauf gönnt. Dr. Kraus will jedenfalls seine Beziehungen spielen lassen und sich um eine Lösung bemühen. Wer den Vierbeinern aus der Schlitzer Straße ein "grünes Asyl" gewähren kann, sollte sich in der O|N-Redaktion melden. Gern kommen wir zum Fototermin, wenn die Pferde das erste Mal seit Jahrzehnten wieder Gras schnuppern können. Carla Ihle-Becker+++

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