Tag der Deutschen Einheit
Direktorin der Point Alpha Stiftung:"Parallelen zwischen heute und 1990er Jahren"
28.09.2016 / GEISA -
Anlässlich des 26. Jahrestages der Wiedervereinigung hat Ricarda Steinbach, Direktorin der Point Alpha Stiftung, an die Herausforderungen der Jahre nach 1990 erinnert und dabei Parallelen zu den aktuellen Debatten über Integration und gesellschaftliche Teilhabe gezogen. Steinbach erinnerte an die Ausgangssituation nach dem Fall der Berliner Mauer, als Menschen aus zwei unterschiedlichen politischen Systemen – SED-Regime auf der einen und demokratischer Parlamentarismus auf der anderen Seite des geteilten Deutschlands – aufeinandertrafen.
Die Überwindung der Teilung sei dabei nicht nur eine politische, sondern auch eine emotionale gesamtdeutsche Aufgabe gewesen. Auf den Freudentaumel der Tage nach den Grenzöffnungen und den schnellen Einigungsprozess folgte die Ernüchterung über die großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme. Im Gegensatz dazu bestimmen laut Steinbach heute vor allem Ängste vor Wohlstandsverlust und das Gefühl fehlender politischer Teilhabe weite Teile der Debatten. Der sogenannte „Wutbürger“ sei eine Folge dieser Entwicklungen, oftmals begründet durch das fehlende Erklären differenzierter Sachverhalte. Die Direktorin der Point Alpha Stiftung fordert daher, heute mehr denn je klare Ziele und gemeinsame Werte zu formulieren. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die Integration von Geflüchteten und Migranten, die in den vergangenen beiden Jahren nach Deutschland gekommen seien.
Steinbach erinnerte dabei auch noch einmal an die große Zahl der Zuwanderer, die in der Folge der Balkan-Kriege und durch den Zuzug der Spätaussiedler zu Beginn der 90er Jahre nach Deutschland kamen. Die Frage, was wir mit den nach Deutschland kommenden Menschen tun wollen und wie wir sie integrieren, stelle sich heute wie damals. Gleichzeitig verstehe sie diese Aufgabe als ein gemeinsames Projekt aller in Deutschland lebenden Menschen, das zugleich zu einem Erneuerungsprozess in der Gesellschaft beitragen könne, ebenso wie dies bereits nach der Wiedervereinigung geschehen sei.