Hohe Dunkelziffer an unregistrierten Waffen

Nachfrage nach kleinem Waffenschein weiter gestiegen - Polizei besorgt



04.06.2016 / REGION - In Hessen bewaffnen sich immer mehr Bürger mit Schreckschusspistolen, auch im Landkreis Fulda wird dies anhand der gestellten Anträge auf den „kleinen Waffenschein“ deutlich: Stellten im Jahr 2014 nur 36 Menschen einen Antrag auf den kleinen Waffenschein, sind es in diesem Jahr bereits 302. Die Tendenz ist steigend. Wie viele Schreckschusswaffen aber tatsächlich im Umlauf sind, weiß niemand. „Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Waffen, die nirgends registriert wurden“, weiß Polizeisprecher Martin Schäfer.



„Zum einen gibt es die Leute, die daheim in der Schublade noch eine alte Waffe von vor 20 Jahren liegen haben. Ganz nach dem Motto `die stört da nicht`, verbleibt sie dort. Dann gibt es aber auch die Menschen, die sich gezielt eine Waffe besorgen, diese aber nicht registrieren lassen. “ Der Wunsch nach Sicherheit sei zwar verständlich, räumt der Pressesprecher ein, mit einer solchen Waffe wäre die aber nicht gegeben. „Es ist wahrscheinlicher, dass sich ein ungeübter Schütze mit einer solchen Waffe selbst verletzt oder sich bei deren Einsatz sogar strafbar macht.“ Mitgeführt werden dürfen mit dem kleinen Waffenschein Schreckschuss-, Signal- und Reizstoffwaffen, ohne den Schein ist bereits das Führen nicht erlaubt.

„Benutzt werden darf die Waffe nur aus Notwehr. Aber selbst da kann man sich schnell täuschen“, so Schäfer weiter. Schnell könne man in eine Situation geraten, die eigentlich harmlos sei und im Eifer des Gefechtes dann trotzdem zur Pistole greifen. „Falsch benutzt, könnte sogar eine solche Waffe tödliche Verletzungen hervorrufen. Kann man den Einsatz dann nicht durch Notwehr rechtfertigen, wäre dies eine schwere Straftat.“ Nicht unterschätzt werden dürfe außerdem die Gefahr, die von einem möglichen Angreifer ausgehen könne. „Vielleicht hat derjenige, der mich angreift, selbst eine richtige Waffe dabei. Wenn ich dann meine Schreckschusspistole ziehe, könnte das den Angreifer soweit reizen, dass er mich ernsthaft verletzt.“

Um sich selbst zu schützen, solle man gefährliche Situationen möglichst vermeiden, rät Schäfer. „Am besten immer in einer Gruppe bleiben und Ansammlungen vermeiden. Wird man trotzdem angegriffen, sollte man am besten laut auf sich aufmerksam machen, um Hilfe rufen und die Polizei alarmieren.“ Im Hessenvergleich sei Fulda jedoch deutlich sicherer als andere Städte. „Natürlich sind wir hier eine Stadt mit rund 65.000 Einwohnern, da passiert immer mal etwas. Aber im Vergleich zu den Nachbarstädten läuft hier alles relativ ruhig ab.“ (mr) +++

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